Von drauß‘ vom Walde komm ich her

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6.12.1957

6.12.1957

Weihnachten und Nicolaus waren zu meiner Zeit in den 50er Jahren ein wahres Erlebnis. Die Angst vor dem Nicolaus, der doch so einen großen Sack hatte und doch die bösen Kinder mitnahm, schnürte mit den Hals zu. Kaum zu galuben, dass ich mich an dieses Gefühl noch genau erninnern kann und das nach über 50 Jahren. Wochenlang vor dem Nicolaustag übte ich meine Verse, die ich dem Nicolaus vorsagen musste. Man bekommt dann Schokolade, Orangen und Nüsse. Eifrig lernte ich und achtete darauf nicht zu lügen und immer lieb zu sein und zu folgen. So kann ich dieses Gedicht bis heute noch auswendig:

Von draußen, vom Walde komm ich her;
ich muß euch sagen, es weihnachtet sehr!
Überall auf den Tannenspitzen
sah ich goldene Lichtlein blitzen,
und droben aus dem Himmelstor
sah mit großen Augen das Christkind hervor.

Und wie ich strolch‘ durch des finstern Tann,
da rief’s mich mit heller Stimme an:
„Knecht Ruprecht“, rief es, „alter Gesell´,
heb deine Beine und spute dich schnell!
Die Kerzen fangen zu brennen an,
das Himmelstor ist aufgetan,
alt und jung sollen nun
von der Jagd des Lebens einmal ruhn,
und morgen flieg ich hinab zur Erden;
denn es soll wieder Weihnachten werden!“

Ich sprach: „Oh lieber Herre Christ,
meine Reise fast zu Ende ist;
ich soll nur noch in diese Stadt,
wo’s eitel gute Kinder hat.“

„Hast denn das Säcklein auch bei dir?“
Ich sprach: „Das Säcklein, das ist hier;
denn Äpfel, Nuß und Mandelkern
essen fromme Kinder gern.“

„Hast denn die Rute auch bei dir?“
Ich sprach: „Die Rute, die ist hier;
doch für die Kinder nur, die schlechten,
die trifft sie auf den Teil den rechten!“

Christkindlein sprach: „So ist es recht;
so geh mit Gott, mein treuer Knecht!“
Von draußen, vom Walde komm ich her;
ich muß euch sagen, es weihnachtet sehr!
Nun sprecht, wie ich’s hier innen find!
sind’s gute Kind, sind’s böse Kind?

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