Die Menschheit steht vor einem großen Sprung

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Die Evolution macht nun einen weiteren grossen Schritt. Die Menschen werden sich immer mehr verändern. Es wird sich die Spreu vom Weizen trennen müssen um zu überleben. Säugetiere sollte man nicht mehr essen. Hier eine Leseprobe aus dem jüngsten Buch von Eckhart Tolle: Eine neue Erde

1. DAS AUFBLÜHEN DES MENSCHLICHEN BEWUSSTSEINS

Evokation

Ein Morgen auf der Erde vor 114 Millionen Jahren kurz nach Sonnenaufgang: Die erste Blütenpflanze, die auf dem Planeten erscheint, öffnet ihren Kelch den Strahlen der Sonne. Vor diesem bedeutsamen Augenblick, der eine evolutionäre Verwandlung im Leben der Pflanzen einleitet, war die Erde schon viele Millionen Jahre von Grünpflanzen bedeckt. Die erste Blütenpflanze hat wahrscheinlich nicht lange überlebt, und Blumen müssen über einen langen Zeitraum eine große Seltenheit geblieben sein, da die Umwelt ihre Ausbreitung höchstwahrscheinlich noch nicht begünstigte. Aber eines Tages muss der kritische Punkt überschritten worden sein, und dann gab es plötzlich ein Feuerwerk von Farben und Düften überall auf dem Erdball – nur dass kein wahrnehmendes Bewusstsein da war, um Zeuge dieser Entwicklung zu werden.
Erst viel später sollten die zarten, vergänglichen Gebilde, die wir Blumen nennen, eine wesentliche Rolle für die Evolution des Bewusstseins einer anderen Art spielen. Irgendwann waren Menschen von ihnen fasziniert und fühlten sich immer stärker zu ihnen hingezogen. Sowie sich deren Bewusstsein weiterentwickelte, waren Blumen vermutlich das erste physische Objekt, das sie wertschätzten, obwohl es keinen Gebrauchswert für sie hatte, also nicht mit dem Überleben in Zusammenhang stand. Unzählige Künstler, Dichter und Mystiker haben sich von Blumen inspirieren lassen. Jesus hat uns die Lilien auf dem Felde zur Betrachtung und als Vorbild für unser Leben empfohlen. Buddha soll einmal eine „stille Predigt“ gehalten haben, indem er eine Blume hoch hielt und sie ansah. Nach einiger Zeit begann ein Mönch mit Namen Mahakasyapa zu lächeln. Es heißt, er sei der Einzige gewesen, der die Predigt verstanden hat. Der Legende zufolge wurde sein Lächeln (die „Erkenntnis“) von seinen 28 Nachfolgern weitergegeben und begründete schließlich den Zen-Buddhismus.
Einem Menschen, der die Schönheit einer Blume sieht, werden dadurch vielleicht – sei es auch nur flüchtig – die Augen geöffnet für die Schönheit seines eigenen tiefsten Wesens, seiner eigenen wahren Natur. Zum ersten Mal Schönheit zu erkennen war eines der bedeutendsten Ereignisse in der Evolution des menschlichen Bewusstseins. Die Gefühle der Freude und Liebe sind im Innersten mit dieser Erkenntnis verbunden. Ohne dass es uns richtig bewusst war, wurden Blumen für uns zum Form gewordenen Ausdruck des Höchsten, Heiligsten und letztlich Formlosen in uns selbst. Blumen, die flüchtiger, ätherischer und zarter waren als die Grünpflanzen, aus denen sie hervorgingen, wirkten auf uns wie Boten aus einer anderen Welt, wie eine Brücke zwischen der Dimension der physischen Formen und dem Formlosen. Sie verströmten nicht nur einen zarten, dem Menschen angenehmen Geruch, sondern auch Duft aus dem Reich des Geistes. Wenn wir das Wort „Erleuchtung“ in einem umfassenderen Sinn begreifen als dem herkömmlichen, können wir Blumen als die Erleuchtung der Pflanzenwelt betrachten.
Von jeder Lebensform auf jeder Stufe – ob Stein, Pflanze, Tier oder Mensch – lässt sich sagen, dass sie eine „Erleuchtung“ durchläuft. Allerdings ist diese Erscheinung höchst selten, denn es handelt sich nicht bloß um einen evolutionären Fortschritt, sondern es impliziert darüber hinaus einen Bruch in der Entwicklung, einen Sprung zu einer völlig anderen Seinsebene, vor allem jedoch ein Schwinden der Stofflichkeit.
Was könnte schwerer und undurchdringlicher sein als Felsgestein, die dichteste aller Formen? Und doch vollzieht sich bei manchen Gesteinen eine Veränderung in der Molekularstruktur, sodass sie sich in Kristalle verwandeln und lichtdurchlässig werden. Aus Kohlenstoff werden durch unvorstellbare Hitze und Druck Diamanten, aus einigen schweren Mineralien andere Edelsteine.
Die meisten kriechenden Reptilien, die erdgebundensten aller Tiere, sind über Jahrmillionen unverändert gleich geblieben. Einige hingegen haben Federn und Flügel entwickelt und sich in Vögel verwandelt, sodass sie sich über die Schwerkraft erheben konnten, an die sie so lange gefesselt waren. Sie verbesserten sich nicht etwa im Kriechen oder Laufen, sondern gingen weit über das Kriechen und Laufen hinaus.

Eckhart Tolle: Eine neue Erde – Bewusstseinssprung anstelle von Selbstzerstörung
Originaltitel: „A New Earth“ – Aus dem Amerikanischen von Erika Ifang
ISBN: 3-442-33706-2 978-3-442-33706-4

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