Bier selber brauen

In sozialen Netzwerken teilen:

Hopfen und Malz, Gott erhalts. So sagte man früher. In Zeiten in denen man nicht immer alles im Laden kaufen konnte, waren die Menschen erfinderisch. Als allererstes natürlich Malz und Hopfen, sonst ist wirklich alles verloren, ohne diese Zutaten geht gar nichts! Ebenso benötigt man eine Bierspindel, mit der man die Stammwürze des Bieres misst, Bierhefe sowie ein paar Tropfen Jod für den Jodtest. Diese sehr wichtigen Utensilien sollte man frühzeitig besorgen, am besten bei einem Braumeister in Ihrer Nähe, denn da können Sie sich der Qualität sicher sein.

Utensilien, wie zwei große Eimer, ein Kochthermometer, ein altes Betttuch (am besten ohne Waschpulver ausgekocht) und einen 20 Liter Einmach- oder Glühweintopf, hat fast jeder im Haus, zur Not kann sicher ein Nachbar das eine oder andere Handwerkszeug für ein paar Wochen leihen. Des Weiteren benötigt man 40 Bierflaschen (0,5 Liter Fassungsvermögen) mit Bügelverschluss, in welche das fertig gebraute Bier (ca. 20 Liter Pils) abgefüllt werden soll. Diese können Sie schon einige Tage vorher gekauft haben, denn sie müssen leer getrunken werden. Wenn Sie die Brauaktion mit mehreren Freunden angehen, schaffen Sie dies sicherlich auch in kürzerer Zeit. Selbstverständlich können Sie die Flaschen auch leer kaufen, aber will das schon?!
Für 100 Liter Bier werden ca. 20 kg Malz (gekeimtes und getrocknetes Getreide) benötigt.
Für einen Einmachkochtopf mit 20 l Fassungsvermögen braucht man demnach 5 kg geschrotetes Malz. Dafür wird das Getreide grob zerkleinert, nicht gemahlen!

Info: Je mehr Malz man hinzufügt, desto mehr Alkohol bzw. mehr Menge erhält man.
2. Einmaischen
Die 20 l Wasser auf 65 Grad aufheizen. Das Malz unter ständigem Rühren hinzugeben und weiterrühren. Die Temperatur dabei konstant auf 63°Grad C halten. In diesem Arbeitsschritt wird der langkettige Zucker in kurzkettigen umgewandelt.
Tipp: Wichtig ist, dass man die Wasser-Malz-Mischung noch rühren kann, ohne dass sie am Topfboden anbrennt. Nach 15 Minuten auf 71°C aufheizen und weitere 15 Minuten weiterrühren.
3. Jodtest
Mit dem Jodtest überprüfen, ob die Enzyme richtig gearbeitet und Stärke vorhanden ist. Dafür einige Tropfen der Wasser-Malz-Mischung auf einen Unterteller geben und mit ein paar Jodtropfen mischen.
Verfärbt sich die Probe Blau: Die Enzyme brauchen noch etwas oder sind leider gestorben
Bleibt die Probe Rot/Gelb: Bestens
Nun alles noch einmal auf max. 77°C aufheizen und dabei weiterrühren. Ganz wichtig: Nicht über 78° Grad erhitzen!
4. Läutern
Maische über ein Tuch oder ein Sieb (z.B. Entsafter passend zum Einmachtopf) schütten, um die festen Stoffe von den flüssigen zu trennen.
5. „Überschwänzen“
Wasser mit max. 77 Grad über den Treber, also die bereits gefilterten festen Malzreststoffe, schütten, um diese noch einmal auszuwaschen (ca. 2- 3 Liter).
6. Stammwürze messen
Mit einer Bierspindel (Für ca. 15 € im Handel erhältlich) die Stammwürze messen.
Hinweis: Die Stammwürze entspricht NICHT dem Alkoholgehalt, sondern bezeichnet den Anteil der gelösten unvergorenen Würze, also des Malzes.
• Pils: ca. 11 %
• Export: ca. 12 %
• Bock: mind. 16 %
7. Evtl. weiter „Überschwänzen“

Sollte die Stammwürze den entsprechenden Wert noch nicht aufweisen, müssen die zurück gebliebenen Extraktstoffe erneut mit heißem Wasser (nicht über 77° Grad!) ausgewaschen werden. Ist die Stammwürze zu hoch, wird abgekochtes Wasser sofort eingefroren und am Schluss des Brauvorgangs hinzugefügt und somit „gestreckt“.
8. Die Würze kochen
Nun die Würze ca. 60 Minuten kochen. (Bei 100 Grad – ja das wird im Kurs oft gefragt)
9. Hopfung
Während des Kochens wird der Hopfen (das „Gelb“)zugegeben.
• Pils: 10 g gelb ( Alpha) pro 100 l geben
• Weizen: 5 g gelb
Der Hopfen sollte Aromahopfen sein und 30 min vor Kochende hinzu gegeben werden.
Die Gabe kann auch auf zwei Chargen aufgeteilt werden (zu Kochbeginn und 10 min vor Ende).
Achtung: Die Hopfenmenge richtet sich nach der Biermenge
Wenn am Ende noch Eiswürfel hinzu gegeben werden sollen (wie in Punkt 7 erklärt, weil die Stammwürze z.B. noch bei 15% statt bei der angestrebten 11% ist) dann zunächst die Endmenge berechnen. Beim Hopfen auf die „Gelb“-menge (Alpha) achten, diese ist in Prozent angegeben.
Beispiel: Wir brauen ein Pils, also brauchen wir 10 Gramm „Gelb“ für 100 Liter. Die Endmenge Bier entspricht 20 Litern.
Wir brauchen also 2 Gramm „Gelb“ für unser Pils.
In diesem Fall haben wir einen Hopfen mit einer „Gelb“-Menge (Alpha) von 6,7%. In 100 g Hopfen befinden sich also 6,7 Gramm „Gelb“.
(100 Gramm / 6,7 Gramm x 2 Gramm = 29,86 Gramm)
Wir geben also insgesamt 29,86 Gramm Hopfen hinzu. Darin sind 2 Gramm „Gelb“ enthalten.
10. Spindeln
Eine kleine Menge des Suds entnehmen und auf ca. 20°C abkühlen. Dann mit der Spindel den Stammwürzegehalt bestimmen.
Hinweis: Die Spindel MUSS steril sein. Entweder in Alkohol lagern oder abkochen.
11. Heißtrubentfernung
Den Sud wieder über ein Tuch in ein neues Behältnis geben. Das „Grüne“ muss herausgefiltert werden. Der Sud sollte nun dunkel und klar aussehen.
12. Abkühlen
Den Sud in die Badewanne stellen und kaltes Wasser rundherum einfüllen.
Wenn die Temperatur des Sudes der Hefetemperatur entspricht, kann die Hefe hinzu gegeben werden:
• Hefetemperatur bei Pils: 9 – 15 Grad
• Hefetemperatur bei Weizen/Kölsch/Alt: 18 – 24 Grad

Tipp: Wenn die Stammwürze zu hoch ist, können vor der Hefe die Eiswürfel dazu gegeben werden. Diese kühlen den Sud und senken die Stammwürze. Vorher aber bitte ausrechnen, wie viele Eiswürfel hinzu gegeben werden müssen, um die angestrebte Stammwürze zu erhalten.
Achtung: Eiswürfel müssen steril sein also kochendes Wasser einfrieren. Damit sind auch die Eiswürfelbehälter steril.
Berechung:
Menge Eis = (Menge 1 x Stammwürze 1 / Stammwürze neu) – Menge 1
In unserem Fall gehen wir von 16 Litern Sud mit einer Stammwürze von 15% aus.
Die angestrebte Stammwürze ist 12%. Menge Eis = (16 Liter x 15% / 12%) – 16 Liter = 4 Liter
Demnach müssen wir 4 Liter Eis hinzugeben und erhalten eine Endmenge von 20 Litern.
13. Hefe hinzu geben
Für 100 l Bier benötigen 0,5 l bis 1 l dickbreiige Hefe. Es reichen 40 g Bierhefe (obergärig). Diese nun dem Sud zugeben.
14. Hauptgärung
Bei obigen Hefetemperaturen, also für unser Pils 9-15 Grad Celsius, gären lassen bis die Spindel 4 % anzeigt.
Wichtig: Wer das Bier zu früh in die Flaschen abfüllt, riskiert, dass sie platzen.
15. Abfüllen
Bierflaschen, am besten wiederverschließbare mit einem Bügelverschluss, reinigen und im Backofen sterilisieren. Die Flaschen befüllen und bei Zimmertemperatur ca. zwei Wochen stehen lassen, anschließend noch eine Woche im Kühlschrank lagern.
Achtung: Flaschen nie ganz voll machen, sonst können sie platzen!
Hinweis: Statt die Flaschen voll zu kaufen und sie dann selbst zu leeren, kann man auch leere Flaschen im Internet bestellen. Aber wer will das schon???
16. Trinken
PROST!!!
Sie haben Fragen? Dann wenden Sie sich einfach an den Braumeister Michael Jovy unter m.jovy@ahrweiler-brauhaus.de, er hilft Ihnen gerne weiter!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.